Ich gestehe: es war wohl sehr vermessen, jetzt schon genug Wolle für eine Jacke zusammenspinnen zu wollen, auch wenn die Jacke inzwischen gedanklich zur Weste geschrumpft ist. Gestern habe ich angeschlagen, vergnügt und stolz den ersten Strang verstrickt, dann den zweiten zum Knäuel gewickelt, gestutzt - und angefangen zu fluchen. Die Stärke ist ziemlich genau gleich geworden, aber offenbar sind beim zweiten und dritten Strang die Fäden viel stärker verdreht (wie heißt das eigentlich fachmännisch?), die Wolle ist glatter, glänzender, und härter - nicht kratzig, aber fühlbar straffer, nicht so schön fluffig wie die erste Charge. Und das war im Strickbild auch deutlich zu sehen. Ungefähr den halben zweiten Strang lang hab ich mir das mit angesehen und dann das Ganze wieder aufgezogen. Was ich jetzt allerdings mit der Wolle anstellen soll, weiß ich nicht. Mistmistmist! Moral von der Geschicht: wir backen jetzt erst mal wieder kleinere Brötchen und üben uns in Bescheidenheit...
Übrigens, das kleine Knäulchen von dem grauen Vlies kratzt furchtbar. Das muss am Verspinnen liegen, denn das Vlies selber ist kuschelweich. Offenbar sind dort dauernd kürzere Fasern quer reingeraten, die rausspießen und kratzen? Anders kann ich mir das nicht erklären.
Nachdem der dritte Strang der roten Wolle fertig ist, wollte ich zur Abwechlsung das graue Merinovlies probieren und bin daran verzweifelt... Ich kann damit gar nicht kontrollieren, wieviel Fasern ausgezogen werden, es kommen auch immer wieder dicke Knubbel rein, wo die Wolle einen unentwirrbaren Fitz gebildet hatte, der Faden wird fusslig und ungleichmäßig - also einfach furchtbar! Gibt es irgendwelche Tipps und Tricks, wie man Vlies zähmen kann? Bin ich, weil am Band sozialisiert, für Vlies nicht geeignet? Muss ich neu spinnen lernen? Fragen über Fragen...
habe ich die rote Multicolor (bei dem Sauwetter muss man sich ja drinnen beschäftigen...). Dünn spinnen üben wir ein andermal, ich bin schon froh, wenn der Faden halbwegs gleichmäßig wird. Sie ist navajogezwirnt und die Mapro mit NS 6 (!) ergibt 15 M/ 21 R. Ich finde das rote Farbspiel wunderschön und hab mir ein ein Kuscheljäckchen daraus in den Kopf gesetzt. Die zweite Spule habe ich eben verzwirnt; bin gespannt, wie die ausgefallen ist. Dem Augenschein nach ist die zweite Partie etwa gleichstark; aber dass der Augenschein gewaltig trügen kann, hab ich inzwischen gelernt...
Die Lieferung von Wollknoll ist da: je ein Kilo graumelierte Merino, weiße Neuseelandwolle, bunte Wolle in Rubinrot und Merino Multicolor in Rot. Ein Traum! Damit sollte ich ein Weilchen beschäftigt sein :-)
Soooo, hier meine neueste Produktion, frisch abgehaspelt und noch ungebadet: Links sind die drei Blautöne mit grau versponnen und zweifach verzwirnt. Mit den Resten von der einen Spule (wieso bleibt soviel übrig, wenn doch beide Spulen gleichvoll aussahen?) hab ich das Navajozwirnen probiert und bin begeistert. Mir ist nicht einmal der Faden gerissen und das Ergebnis gefällt mir besser als der normale Zwirn. Der Faden sieht damit irgendwie glatter, homogener aus. Und es gibt keine Reste! Ganz rechts hab ich mir ein Büschel Orange geschnappt und versucht, ganz gleichmäßig zu spinnen und zu navajozwirnen. Der ist doch schon gut, wenn auch sehr dick natürlich (dreifach eben...). Allerdings kann ich mir im Moment noch nicht vorstellen, genug von annähernd gleicher Stärke für einen Pullover zu fabrizieren.
Und so sieht der gelbe Strang angestrickt aus, mit NS 4 übrigens. Für Socken ist es wohl doch zuwenig, es sind nur 61 Gramm, damit kann man nicht allzuviel anstellen. Schön weich und kuschlig ist es geworden. Verstrickt fallen auch die Unregelmäßigkeiten im Faden kaum noch auf. Das ist gut zu wissen, dann muss ich mich nicht bemühen, wie eine Maschine zu spinnen :-) Was mich allerdings nervt: Beim Stricken separieren sich die beiden Einzelfäden, auf der Nadel liegen sie exakt nebeneinander, als würde man von zwei Knäueln stricken. Da hilft wohl nur fester verdrehen und fester zwirnen. Bin mal gespannt, wie sich das Navajogezwirnte in dieser Hinsicht macht.
Gestern war das Wetter sehr schön zum Radfahren und so haben der Herr Papa und ich eine Runde im schönen Elbtal im Elbsandsteingebirge (für Ortskundige: Elberadweg von Pirna über Wehlen nach Rathen und zurück) gedreht. Es ist atemberaubend schön da: zerklüftete Felswände direkt über dem Weg, bewaldete Hänge, entzückende Dörfchen und Dampfer, die den wilden Schleifen der Elbe folgen. Man fühlt sich in eine Modelleisenbahnlandschaft versetzt. Leider ist eine Digitalknipse ziemlich hilflos angesichts dieser Pracht und deshalb gibts nur ein Bild von den Radlerwadln :-)
Lucie beim Versuch, auf der Straße etwas zu beobachten. Ich hab die noch die so flach gesehen :-)
Dieser Strang ist meiner bescheidenen Meinung nach schon viel besser gelungen - schon alleine wegen der Farben :-) Das sind die verschiedenen Gelb- und Ockertöne zusammengesponnen. Ich fand es verblüffend, wie sehr die einzelnen Fäden aufgeblüht sind, vor dem Waschen war das Garn deutlich dünner. (dünn ist natürlich relativ...). Hoffentlich ist er bald richtig trocken, ich will ein paar dicke Kuschelsocken draus stricken. Auf dem Spinnrad hab ich gerade drei verschiedene Blautöne mit Grau. Schwierig, aus den kleinen Pröbchen was Gescheites zu machen. Die Rots und Pinks und Rosas heb ich mir auf, bis ich besser spinnen kann, die sollen zusammen ein Schal oder vielleicht Clapotis werden.